Perfektes Fahrwerk-Set-up Mountainbike
Erfahre im Magazin, wie du SAG, Druck- und Zugstufe anpasst und dein Mountainbike optimal auf dich einstellst. Jetzt Anleitung zum Fahrwerk-Set-up lesen und dich in der Video-Anleitung von den Experten vom E-MTB Factory Team durch die Anpassungen führen lassen!
Fahrwerk-Set-up – auf die Einstellung kommt’s an
So stellst du dein Mountainbike perfekt ein
Endlich ist es soweit, du hältst den Lenker deines neuen Mountainbikes in den Händen und kannst den ersten Singletrail kaum erwarten. Damit du schon ab der ersten Fahrt das volle Potenzial ausschöpfen kannst, solltest du dir unbedingt vorab ein wenig Zeit für das perfekte Fahrwerk-Set-up nehmen.
Keine Sorge, du musst dafür kein Profi sein. Wir verraten dir, an welchen Schrauben du drehen kannst und wie du mit einem Fahrwerk-Set-up dein Mountainbike optimal auf deine Fahrweise einstellst.
Gut zu wissen: Die Simplon-Händler in deiner Nähe helfen dir gerne bei den Einstellungen!
Vorbereitung für das Set-up
Mit der richtigen Vorbereitung steht dem Set-up nichts mehr im Wege:
Praktisches Werkzeug für dein Fahrwerk-Set-up
- Maßband oder Zollstock zur Messung des SAG-Wertes
- Dämpferpumpe zur Anpassung des Luftdrucks
- kleiner Schraubenzieher zum Ausbau von Volumen-Spacer
Fahrwerk-Set-up voraus!
Jetzt geht’s ans Eingemachte: Mit dem passenden Werkzeug und der richtigen Position auf deinem Rad kann‘s losgehen.
1. SAG anpassen
Im ersten Schritt wird der SAG eingestellt. Aber was ist der SAG eigentlich und warum ist die individuelle Einstellung so wichtig? Damit dein Mountainbike auf Trails bestmöglich reagieren kann, ist die Vorspannung des Fahrwerks auf das eigene Körpergewicht notwendig. Der Grad dieser Vorspannung, während man auf dem Bike sitzt, wird als SAG oder Negativfederweg bezeichnet. Der SAG ist, neben der Kompression des Dämpfers, ein wichtiger Wert dafür, wie stark sich die Federelemente in ihrem Federweg komprimieren.
Gut zu wissen: Ist der SAG-Wert zu gering, fehlt es dem Bike an Grip. Ist er allerdings zu hoch, schlägt das Fahrwerk durch. In diesem Fall sollte jedenfalls auch die Einstellung der Druckstufe überprüft werden.
Die Anpassung erfolgt über den Luftdruck. Dazu wird das Fahrrad mit dem eigenen Körpergewicht belastet.
Tipp: Führe die Anpassungen in deiner kompletten Fahrradmontur durch. Wenn du also meistens mit einem Rucksack unterwegs bist, dann trage ihn auch beim Fahrwerk-Set-up.
Schritt 1: Unterstützung holen
Suche dir für die Anpassung des SAGs eine Wand, einen Baumstamm oder Ähnliches, wo du das Bike mit einem Lenkerende anlehnen kannst. Wenn du das Set-up gemeinsam mit Freunden machst, kannst du sie bitten, dir Halt zu geben.
Schritt 2: Aufsteigen bitte
Lehne das Rad mit dem Lenker an eine neutrale Fläche, und nimm die Grundposition auf dem Bike ein. Positioniere dich dazu mit leicht gebeugten Armen und Beinen zentral über dem Rahmen und finde die Balance.
Wichtig: Achte darauf, dass der Untergrund möglichst gerade ist. Auf unebenen Böden kann die Messung verfälscht werden.
Federe jetzt ein paar Mal ein, um so das Losbrechmoment der Federelemente zu überwinden. Nun wirds etwas knifflig: Der O-Ring muss auf der Gabel ganz nach unten geschoben werden. Das Fahrwerk darf dabei nicht ein- oder ausfedern. Hol dir am besten eine helfende Hand, die den Ring für dich verschiebt.
Achte auf einen möglichst kontrollierten Abstieg, damit die Werte nicht verfälscht werden. Nach dem Absteigen sollte sich der Ring wieder ein Stück weit nach oben verschoben haben.
Ein Don’t bei der Einstellung des SAG-Wertes? Bremsen – denn auch dadurch kann ein fehlerhafter Wert entstehen.
Schritt 3: Maß nehmen
Jetzt kommt zum ersten Mal das Maßband zum Einsatz. Miss den Abstand zwischen O-Ring und Dichtung! Der Abstand wird dann in Relation zum gesamten Federweg gesetzt. Den Gesamtfederweg kannst du ebenfalls nachmessen oder im Handbuch deines Bikes nachlesen.
Die Rechnung: Teile den Abstand zwischen O-Ring und Dichtung durch den Dämpferhub und schon hast du deinen SAG-Wert. Für den prozentualen Wert wird das Ergebnis noch mit 100 multiplizierst.
Hier ein Beispiel:
Abstand zwischen O-Ring und Dichtung: 15 mm
Dämpferhub: 50 mm
SAG = (15 mm : 50 mm) x 100 = 30 %
Als Richtwert gilt ein Wert von ungefähr 20 % bei der Gabel und 30 % beim Dämpfer. Liegt er darunter, kannst du einfach etwas Luft auslassen. Im umgekehrten Fall fügst du mithilfe einer Dämpferpumpe einfach wieder Luft hinzu.
Aber: Richtwerte hin oder her, das Wichtigste ist, dass du dich am Bike wohlfühlst.
Übrigens: Es spielt keine Rolle, ob du die Messung sitzend oder stehend machst. Wichtig ist nur, dass du bei einer Variante bleibst. Das heißt, wenn du das Setting in naher Zukunft anpassen willst, führe die Anpassung in derselben Position durch.
Zugstufe adaptieren
Die Zugstufe oder auch der Rebound reguliert die Ausfedergeschwindigkeit des Federelements. Sie befindet sich meistens an der Unterseite des rechten Tauchrohres und ist mit einer Kappe geschützt. Je nach Gabelmodell wird nach einer High- und einer Lowspeed-Zugstufe unterschieden.
Eine gute Ausgangslage für Anpassungen sind die Empfehlungen der Suspension-Hersteller. Der Rebound ist der Gegenspieler zur Luftfeder. Dadurch lassen sich die Einstellungen relativ gut standardisieren, denn: Sobald man weiß, wie viel Druck in der Gabel ist, weiß man auch, mit welcher Kraft die Luftfeder die Gabel auseinander drückt. Daraus ergibt sich der optimale Wert für die Dämpfung, um die Bewegung auf ein gutes Maß zu bremsen.
Natürlich sind die Grundempfehlungen nicht in Stein gemeißelt. Du kannst die Zugstufe individuell auf dein Fahrverhalten anpassen und etwas schneller oder langsamer werden.
Für die Anpassung wird die Gesamtanzahl der Klicks der Zugstufe benötigt. Dafür braucht es nur drei Schritte:
1. Drehe das Rädchen so lange gegen den Uhrzeigersinn, bis es ansteht! Während des Drehens sind Klicks spürbar.
2. Zähle nun beim Zurückdrehen die Klicks.
3. Danach drehst du das Rädchen in die Mitte – und schon hast du deine Ausgangslage.
Hinweis: Plus und Minus oder Schildkröte und Hase: die Darstellung der Anpassungsmöglichkeiten der Gabel sind abhängig vom Hersteller.
Nun kannst du deine Einstellung überprüfen. Drücke dafür mit beiden Händen auf den Lenker, sodass die Gabel einfedert. Wenn beim Loslassen das Vorderrad vom Boden springt, ist die Zugstufe zu schnell eingestellt. Drehe das Rädchen so lange in die jeweilige Richtung, bis das Vorderrad nach dem Loslassen den Boden nicht mehr verlässt.
Grundsätzlich gilt bei der Ausfedergeschwindigkeit: so schnell wie möglich, so langsam wie nötig.
Druckstufe updaten
Jetzt fehlt noch die Anpassung der Druckstufe. Sie regelt die Einfedergeschwindigkeit der Gabel und du findest sie ebenfalls am rechten Tauchrohr an der Oberseite. Auch hier ist die Mitte der Klicks wieder die Basis für Anpassungen.
Je nachdem, welches Mountainbike du besitzt, ist auch eine Unterscheidung zwischen Highspeed- und Lowspeed-Druckstufe möglich. Beide werden unabhängig voneinander eingestellt.
Getestet werden die Einstellungen dann auf der Strecke. Im Idealfall liegen einige Wurzeln über dem Weg und es ergeben sich ein paar Sprünge. Wenn sich das Fahrwerk zu hart anfühlt und man wenig Federweg nutzt, dann ist die Highspeed-Druckstufe zu hoch. Wenn sich das Fahrwerk hart anfühlt und man beispielsweise den gesamten Federweg nutzt, dann ist sie zu niedrig.
Ob Anpassungen der Lowspeed-Druckstufe erforderlich sind, lässt sich am besten in Anliegerkurven oder bei Sprüngen feststellen. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Körperbewegungen nicht mit deinem Bike harmonieren, sprich das Fahrverhalten schwammig ist oder das Fahrwerk wegsackt, dann ist die Lowspeed-Compression zu gering. Drehe in diesem Fall das Rädchen in Richtung Plus! So wird das Fahrrad lebendiger und du bekommst mehr Support. Aber auch hier gilt: Alles mit Maß und Ziel! Zu viel Lowspeed-Compression kann das Fahrwerk zu stark verhärten und unsensibel machen.
Erst das Grund-Set-up, dann die Volumen-Spacer
Luftdruck, Zugstufe und Druckstufe sind optimal auf dich abgestimmt. Trotzdem hast du das Gefühl, nicht den gesamten Federweg zu nutzen? Das ist der Zeitpunkt an dem sogenannte Volumen-Spacer oder auch Token zum Einsatz kommen. Ihr Ziel: Die Federkennlinie und damit das Volumen der Luftkammer anpassen.
Und so funktionierts:
Schritt 1: Luftkammer entfernen
Zuerst wird die Luft der Luftkammer abgelassen. Das funktioniert am besten mit einer Dämpferpumpe. Tipp: Notiere vor dem Ablassen den Luftdruck. So weißt du beim Schließen genau, wie viel Luft du wieder aufpumpen musst. Achte vor dem Öffnen auch darauf, dass alle Lockout-Hebel geöffnet sind und das Ventil entfernt ist. Erst dann lässt sich die Luftkammer entfernen.
Schritt 2: Volumen-Spacer aus- oder einbauen
Wird der gesamte Federweg bei guter Einstellung zu oft genutzt, werden Volumen-Spacer ergänzt und damit die Progression erhöht. Wenn du den Federweg nie ausnutzt und somit Federweg verschenkst, dann entferne einfach ein paar Volumen-Spacer. Beachte beim Ein- und Ausbau die richtige Positionierung. Orientiere dich dazu an bereits verbauten Spacern.
Für den Ausbau gilt: Geduldig bleiben, mit einem kleinen Schraubenzieher geht’s meist einfacher.
Ein weiterer Zusatz-Tipp für dein optimales Set-up: Wichtige Details, wie die Maximalanzahl für den Volumen-Spacer, kannst du in den Manuals des jeweiligen Suspension-Herstellers nachlesen.
Schritt 3: Luftkammer schließen und testen
Abschließend die Luftkammer wieder zudrehen und alle Hebel und das Ventil verschließen.
Für den Vorher-Nachher-Vergleich ist es wichtig, den Dämpfer wieder auf den exakt selben Luftdruck aufzupumpen.
Tipp: Die optimale Anzahl an Spacern oder Token gibt es nicht, sie hängt stark vom Fahrstil und vom Fahrer selbst ab. Wie immer gilt auch in diesem Fall: Probieren geht über Studieren.
Übrigens: Auch die Dämpfer deines Bikes kannst du individuell auf deine Bedürfnisse einstellen.
How to - jetzt Videoanleitung ansehen!
Die komplette Anleitung für dein Fahrwerkssetup am Rapcon Pmax, Rapcon oder Razorblade III findest du im Video!
Fahrwerkssetup am Rapcon Pmax
Auf die Federhärte kommt es an
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Los geht‘s – ab auf die Strecke!
Bevor du dich jetzt auf den Sattel schwingst und das neue Fahrwerk-Set-up auf Herz und Nieren testest, verraten wir dir noch einen Lifehack:
Beim Setting dreht sich alles um das Ausprobieren. Deshalb ist es wichtig, sich die Ausgangseinstellungen zu notieren. So kannst du immer wieder zur Basis zurückkehren. Feile so lange an deinem Set-up, bis sich alles richtig anfühlt. Drehe dazu ruhig zwei bis vier Klicks in die eine Richtung und prüfe, wie sich das Fahrverhalten verändert.
Passt die Einstellung nicht? Kein Problem, drehe einfach mal in die andere Richtung und taste dich Klick für Klick heran. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie Gabel und Feder deines Bikes zusammenspielen und welche Einstellung zu deinem Fahrstil passt.
Hast du dann das für dich optimale Set-up gefunden, dann halte es fest. Ob du die Einstellungen im Notizbuch, Smartphone oder direkt auf der Gabel notierst, bleibt dir dabei selbst überlassen. Benötigst du Hilfe? Dann wende dich Online an unsere Simplon-Experten oder vor Ort an einen unserer Händler: Wir helfen dir gern weiter.
Dir fehlt noch das passende Bike zum Durchstarten? Konfiguriere dir jetzt dein Wunschbike mit unserem Bike-Konfigurator!